Aufbruchstimmung am Eichwald: Wieder Fußball-Aktive ab 2017!

Möglicher neuer Abteilungsvorstand und künftiges Trainerteam laden ein zum Informationsabend am 2. Dezember

Müllheim. Der Boden ist bereitet: Auf dem soeben sanierten Kunstrasen im Eichwaldstadion soll mit Beginn der kommenden Saison endlich wieder eine aktive Fußballmannschaft für die SpVgg. Alemannia 08 um Punkte kämpfen. Ein neuer Abteilungsvorstand sowie das Trainerteam stehen bereit und konnten schon viele Anfragen von Kickern in der Region entgegennehmen, die demnächst in Blau-Weiß auflaufen wollen. Es wird ein kompletter Neustart – personell wie strukturell. Die Aufgabenlast soll künftig von möglichst vielen Schultern getragen werden. Im Rahmen eines Informationsabends am 2. Dezember will die potenzielle neue Führungsriege ihr Konzept der Öffentlichkeit vorstellen und noch weitere Mitstreiter gewinnen.

Es ist schon eine malerische Kulisse, besonders jetzt im farbenfrohen Herbst: Wie eine lebendige, sich stetig wandelnde Wand ragen rings um das weitläufige Sportgelände die mächtigen Bäume auf, betten es ein und bieten den Aktiven im Sommer Schatten und angenehme Kühle, im Winter Schutz vor eisigen Winden – Jahr für Jahr, seit die Stadt Müllheim 1956 mit tatkräftiger Unterstützung der Spielvereinigung Alemannia von 1908 hier ihr Eichwaldstadion fertiggestellt hatte. Ja, wenn doch die namensgebenden stolzen Eichen reden (oder wir sie verstehen) könnten … Leider sind sie für uns nur stumme Zeugen der wechselvollen Geschichte des nachweislich ersten Fußballclubs im Markgräflerland.

Mehr als vier Jahre sind vergangen, seit der Verein seine Herrenmannschaft vom Spielbetrieb abmelden musste. Der sportliche Niedergang, der bereits 2004 mit dem erneuten Abstieg aus der Landesliga begonnen hatte, war damals am vorläufigen Tiefpunkt angelangt. Als erstes hatte sich der „team spirit“ von der Fußballabteilung verabschiedet. Dann wanderten die aktiven Fußballer ab, und schließlich legte der komplette Abteilungsvorstand seine Ämter nieder. Zurück blieb neben den Alten Herren eine rund 80-köpfige Schar motivierter Jugendspieler. Diesen auch weiterhin eine Perspektive bieten zu wollen, war fortan Triebfeder einer kleinen Gruppe engagierter Trainer und Betreuer um den neuen Jugendleiter Stephan Reichenbach, die sich größtenteils aus der Elternschaft der Alemannia-Kinder rekrutierte und in der Folgezeit auch die Vorstandsaufgaben für die verbliebene Rumpfabteilung übernahm. Den Untergang schon vor Augen, war man froh um jeden fußballinteressierten Knirps und jede helfende Hand, welche neu am Ziegleweg auftauchten, und hieß alle herzlich willkommen. Nicht die eigene Profilbildung, sondern das Sich-Kümmern um die ihr Anvertrauten stand bei der Alemannia nun im Fokus. Diese Bescheidenheit, Offenheit und Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die geteilte Freude am gemeinsamen Spiel, zeigten schon bald Außenwirkung: Mit der Anzahl der Jungkicker nahm auch das Betreuerteam stetig an Größe zu, und ab Sommer 2015 konnte erstmals nach vielen Jahren in allen Jugendstufen wieder mindestens eine Mannschaft in den sportlichen Wettbewerb einsteigen.

„Wieder am Leben“ in fünf Phasen

Unterdessen hatte sich im Clubheim unter dem Motto „Wieder am Leben“ (WAL) bereits ein weiterer Arbeitskreis formiert mit dem Ziel, mittelfristig auch wieder ein Herrenteam an den Start zu schicken. Wer einmal den fußballbegeisterten Junioren im Training oder beim Match zugeschaut hatte, dürfte zwar kaum den Eindruck gewonnen haben, „A08“ sei zwischenzeitlich tot gewesen. Wirklich lebendig ist ein Fußballverein aber letzten Endes nur dann, wenn auch die „Erste“, das Aushängeschild, Woche für Woche um Punkte kämpft, für Diskussionsstoff sorgt und dem Nachwuchs ihrerseits ebenfalls eine Perspektive bietet. Was der Alemannia dazu noch fehlte, waren nicht nur sportlich konkurrenzfähige junge Männer in kurzen Hosen, sondern vor allem die erforderlichen internen Strukturen sowie ambitionierte Köpfe mit langem Atem, die darin Flagge zeigen. Dies galt es nun zu ändern. Ein Schnellschuss sollte es jedoch nicht sein, denn eines war klar: Scheitert das Unterfangen, dürften das Thema Aktivenfußball bei A08 und mithin über kurz oder lang die gesamte Abteilung tatsächlich endgültig gestorben sein.

Eine schwierige Ausgangslage für die Feierabendtrainer, die sich nun zusätzlich auf das für sie ungewohnte Terrain konzeptioneller Vereinsarbeit wagten. Und doch gleichzeitig eine große Chance: Alte Zöpfe brauchten nicht erst unter langem Wehklagen abgeschnitten zu werden – sie waren schlichtweg nicht mehr vorhanden. So war man frei, gemeinsam einen „idealen“ Verein zu definieren und in der Realität den eigenen Vorstellungen anzupassen. Gewissermaßen als Etappenziele der Reanimation wurden sukzessive „Phasen“ der Projektarbeit lanciert, und so ging es auch für Außenstehende erkennbar voran: Stand es zunächst an, mit der Bildung einer neuen A-Jugend die älteren Juniorenspieler vom Abwandern in die Umlandvereine abzuhalten und den Unterbau für ein künftiges Aktiventeam mit „Stallgeruch“ zu schaffen, bekamen im Anschluss Clubheim und Kabinentrakt in Eigenleistung einen neuen „Anstrich“. Und zuletzt konnte nach wiederholten Gesprächen mit den Verantwortlichen der Stadt über den verschlissenen Kunstrasen das komplett sanierte Geläuf Anfang Oktober feierlich seiner Bestimmung übergeben werden.

Jugendarbeit bleibt zentrales Anliegen

Inzwischen hat man am Eichwald „Phase 4 – gemeinsam stark“ erreicht, in der das WAL-Projekt nun Gesicht(er) zeigen und ein neuer Abteilungsvorstand installiert werden soll. Um den in sämtlichen bisherigen Phasen sehr rührigen 41-jährigen gebürtigen Müllheimer Marcus Lammert, der für den Vorsitz nominiert ist, hat sich in den letzten Wochen eine Crew formiert, die entsprechend Verantwortung übernehmen und ihr Konzept am 2. Dezember 2016 (19.30 Uhr, A08-Clubheim) der Öffentlichkeit vorstellen will. Alle Interessierten werden dann auch das künftige Trainerteam schon kennenlernen können: Alemannia-Eigengewächs Erkan Egin (33) als Chef- und der ebenfalls langjährige Ligaspieler Benedikt Merkel (32) als Co-Trainer werden, verstärkt durch den erfahrenen Jugendcoach Gerhard Danzeisen (53) als Assistent, die neue Seniorenmannschaft übernehmen. Viele Kicker in der Region, darunter auch Ex-A08er, haben dem Trio schon signalisiert, ab kommenden Sommer in Müllheim gemeinsam mit den in den Herrenbereich aufrückenden A-Jugendlichen, die aktuell noch von Egin und Danzeisen gemeinsam betreut werden, die Stiefel schnüren zu wollen. Bei der Zusammenstellung der neuen Mannschaft wird bei der Alemannia neben fußballerischem Potenzial insbesondere auf Charakter und Teamfähigkeit Wert gelegt. Denn gerade letztere Tugenden werden vor allem in der schwierigen Aufbauphase ausschlaggebend sein. Wer dagegen den schnellen Erfolg sucht oder gar finanzielle Anreize erwartet, ist sicher woanders besser aufgehoben …

Hinter dieser Philosophie einer starken Gemeinschaft steht die gesamte Abteilung: So soll auch deren neue Spitze die anstehenden umfangreichen Aufgaben nicht im Alleingang bewältigen, sondern idealerweise vielköpfige Unterstützung bekommen. Mit dem Posten des Schriftführers und ab dem kommenden Jahr, wenn Reichenbach sein Amt niederlegen will, auch mit dem des Jugendleiters sind zentrale Funktionen noch bzw. bald wieder vakant. Und auch im erweiterten Kreis gibt es noch genug Arbeit zu verteilen, sei es als Zeug- oder Platzwart, als Schiedsrichterbeauftragter oder im Festausschuss. Jeder Beitrag zählt, und sei er noch so klein. Im Hintergrund wurden deshalb mit Mitgliedern und Ehemaligen wie auch mit Externen zahlreiche Gespräche geführt. Neugierde auf die wiederbelebte Alemannia ist allseits vorhanden, die Bereitschaft, sich tatkräftig einzubringen, allerdings noch überschaubar. Man hofft, dass der Infoabend auch hier noch einmal einen Schub geben kann.

Apropos Jugendleiter: Dieser wird, anders als in der Vergangenheit, dem neuen Abteilungsvorstand direkt angehören, denn das Führungsgremium soll sich künftig gleichermaßen um die Belange der Junioren wie auch der Senioren kümmern. Für diesen strategischen Schritt streben die Fußballer sogar eine Satzungsänderung an, denn die Nachwuchsarbeit – darin sind sich bei der Alemannia alle Mann ja einig – darf auch nach der Rückkehr der Aktiven nicht vernachlässigt werden. Die Eichbäume dort hinter den Sportplätzen werden ihnen auch bei diesem Vorhaben weiterhin beschützend zur Seite stehen.